Feuchtfröhlicher Abstieg
6. Juni 2011Ich wache auf und öffne das Zelt. Oh nein. Grau in Grau und Nieselregen, so hab ich mir das heute nicht vorgestellt und ich muss gut 4 Stunden nach São Vicente absteigen. Das Zelt ist bereits klitschnass. Ich packe so schnell wie möglich meine Sachen, um abzuhauen.
Abstieg über die Serpentinen mit fantastischer Aussicht
Knapp unter der Wolkendecke wird das Tal sichtbar
Der Regen wird immer stärker. Da ich eine andere Route gehen wollte als die Serpentinen, die wir hochgekommen sind, versuche ich eine alternative Route die auf der Karte eingezeichnet ist, zu finden. Leider ist mir das bei der schlechten Sicht nicht gelungen und ich irre sinnlos 2 Stunden in der Gegend herum. Also beschließe ich doch die Serpentinen zu gehen. Ich bin bereits total nass und habe noch immer 4 Stunden vor mir. Ich informiere mein beiden Freundinnen, Marta und Silvia, dass ich erst etwas später komme, und laufe so schnell wie möglich den Berg runter.
Endlich unten angekommen hört der Regen auf. Wir treffen uns bei den vulkanischen Höhlen in São Vicente. Marta und Silvia kommen mit einem Deutschen Ehepaar im Auto an, die sie per Anhalter mitgenommen haben. Und das Beste: Die Zwei laden uns drei auch noch in die Höhlen ein, weil wir ja arme Studenten sind. Wir bedanken uns recht herzlich für die Großzügigkeit. Mit dem Herr, der Journalist bei einer deutschen Zeitung war, führe ich zwischenzeitlich ganz interessante Gespräche über die miserable politische Lage in Europa und die Fatalität des Kapitalismus.
Die vulkanischen Höhlen selbst waren ganz interessant, aber das “Centro Volcanico”, wie sie es nannten, war eine ziemlich Touristenshow ohne wirklich detaillierte Informationen zu geben. Ich würde keine 8 Euro mehr dafür bezahlen. Nachher bringt uns das Ehepaar noch ins nahegelegene Zentrum. Sie wollen es sich nicht nehmen lassen und wir wollten dann auch nicht unhöflich sein.
Im Zentrum suchen wir nach einen Quartier für diese Nacht, da wir alle unsere Sache trocknen müssen. Aber es scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, hier ein Quartier zu finden, also fragen wir in einer “Tasca” und der Besitzer führt uns freundlicherweise zu einer netten Dame mitte 50, die Zimmer vermietet. Der Preis pro Zimmer beträgt 25 Euro. Die 2 Mädels nehmen eines und ich auch. Wir quatschen ein wenig mit der Dame und machen uns auf den Weg, um etwas Essbares zu suchen. In einem kleinen Restaurant an der Küste gibt es Suppe und Fisch zu akzeptablem Preis. Gesättigt schlendern wir zurück und ich falle das erstemal seit 5 Nächten wieder einmal in ein richtiges Bett.
Blick entlang der Küste Richtung Westen
Flora: Die endemischen Spezies Madeiras gehören zur makaronesischen Flora. Auf Madeira kann man von einer Vegetation sprechen, die von der Höhe und dem sensiblen Mikroklima der Insel abhängig ist. Bis zu einer Höhe von 300 Metern, wo das Klima wärmer und trockener ist, war der Drachenbaum die beherrschende Spezies. Heute ist dieser Baum leider häufiger in Parks anzutreffen, als in seinem natürlichen Umfeld. Bis zu dieser Höhe existieren allerdings mehr Büsche und Sträucher als Bäume, wie zum Beispiel die Fischfang-Wolfsmilch, die Kugelblume und der prächtige Natternkopf. Diese Pflanzen haben auch die Besiedelung des Menschen gut überstanden und sind auch noch heute in zahlreicher Form vertreten. Auf der Vegetationsstufe von 300 bis 600 Meter in feuchterer und kühlerer Umgebung fand man in der Zeit der ersten Siedler der Kanarische Lorbeer, die Wachsmyrte und die Stechpalme. Darüber, in bis zu einer Höhe von 1300 Meter, wo die höchste Luftfeuchtigkeit verzeichnet wird, findet man heute noch einige wunderschöne Überreste des ursprünglichen hydrophilen Urwaldes Laurisilva (Lorbeerwald). Dieser zählt heute zum Weltnaturerbe der UNESCO, weitere Infos dazu findet man unter whc.unesco.org. Hier findet man den Stink-Lorbeer und das Madeira-Mahagoni, seltener hingegen sind die Madeira Zedern die früher wegen ihres ausgezeichneten Holzes oft zu Schiffen und zu Möbeln verarbeitet wurden. Auf den höchsten Gipfeln setzten sich die Baumheide, die Madeira Heidelbeere und der Vogelbeerbaum gegen den Wind und die Kälte durch.
Die ursprüngliche Vegetation hat durch die menschliche Besiedlung wie immer sehr gelitten und gerade in Küstennähe ist die ursprüngliche Vegetation stark geschädigt, da sich der Mensch diese Flächen Großteils für Besiedelung und als landwirtschaftlich Nutzflächen reserviert hat. Darum ist es umso wichtiger, die heute noch bestehenden Reste der ursprünglichen und endemischen Pflanzen zu schützen.
Der prächtige Natternkopf, der Stolz Madeiras
Quelle: http://static.panoramio.com/photos/original/19453752.jpg
Durch den beträchtlichen Abstand zum Festland wurde die Insel durch passive Verfrachtung, durch Wind und Meeresströmungen sowie durch Vögel und Fledermäuse ursprünglich von Pflanzen und Kleintieren besiedelt. Aus den verfrachteten Pflanzen konnten sich durch die Isolation über die Jahre einige endemische Pflanzen entwickeln, die sich besser an die Gegebenheiten der Insel anpassten. Für Interessierte und Botaniker sind diese Arten sicher interessanter, als die oft für Werbung benutzten Abbildungen von Strelitzien und Hortensien, die Madeira als die Blumeninsel bewerben. Der prächtige Natternkopf hingegen zählt zu den Endemiten.
Quellen: Quintal R. (2008): Levadas und Wege auf Madeira. 3. Auflage. Funchal: Verlag Francisco Ribeiro; de.wikipedia.org/wiki/Regi%C3%A3o_Aut%C3%B3noma_da_Madeira
Der Weg am sechsten Tag zum Download für Google Earth wieder als gezipptes kmz-File: madeira-weg-sechster-tag.zip