Über das Rückgrat Madeiras Richtung Westen

Am folgenden 3. Tag stehe ich nach einer unruhigen und schlafarmen Nacht, um halb 7 auf. Das Zelt stand etwas schief und ich rutschte die ganze Zeit mit meiner haftlosen Isomatte gegen die Zeltwand. Erst spät fand ich die optimale Schlafposition. Aber egal jetzt ist Zeit für den Sonnenaufgang. Umwerfend, das Spiel mit dem Licht und den Farben. Aber es ist noch bitter kalt und der Wind pfeift um meine Ohren. Nachdem die Sonne komplett aufgegangen ist räume ich meinen Schlafplatz, packe ich meine sieben Sachen und besteige den Pico de Areeiro erneut. Den Windschatten des neuen hässlichen Schutzhauses nutze ich, um Tee zu kochen und quick zu frühstücken, da auch bereits andere Wanderer mit ihren Autos eintrudeln. Unglaublich ca. 15 Deutsche und 2 Spanier. Wie machen das die Deutschen? Die sind einfach überall. Brav, brav die fördern zumindest etwas die marode Wirtschaft Portugals ein bisschen.

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Hier beginnt die Gradwanderung

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Basaltblock des Pico do Cidrão

Ich steige also wie gestern geplant in die gesperrte Route, wie auch einige der anderen Wanderer. Dann kann das ja nicht so das Problem sein denke ich. Von der Ferne aber, sehen diese Bergzacken und der Grad, der da hinüberführt alles andere als bewanderbar aus. Schroff, steil, karg und scharfkantig und mit Flanken die steil und tief abfallen. Naja, aber auch in meinem Führer steht, der Weg sei nicht allzu anspruchsvoll und die gefährlichen Stellen seien gesichert. Sollte ich meinem Wanderbuch also diesmal vertrauen?
Ich vertraue ihm und schreite Schritt für Schritt voran. Ich werde mit spektakulären Impressionen belohnt. Und nach jeder Kurve, nach jeder Kuppe gibt es neue faszinierende Ausblicke. Ich komme gar nicht mehr raus aus dem Staunen. Und der Weg im Vergleich zu dem vom Vortag, ist schon beinahe eine Autobahn. Sogar einige Tunnel muss ich queren. Nahezu geblendet von der Schönheit dieser Bergwelt muss ich mich immer wieder dazu zwingen stehen zu bleiben, um nicht während des Gehens die Konzentration zu verlieren.

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Basaltgänge durchziehen das weichere vulkanische Tuffgestein

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Ehemaliger Förderkanal

Nachdem ich die Absperrung überklettert habe, gelange ich zum Schutzhaus des Pico Ruivo, wo bereits eine andere Reisegruppe, die von der anderen Seite eine leichtere Route aufgestiegen ist, eine Pause macht. Und welche ein Wunder, es sind Deutsche. Also mit portugiesisch kommt man schon gut voran hier, aber wer Deutsch spricht, bekommt Routeninfos vom alleraktuellsten Stand. Geleitet wird die Gruppe von der Österreicherin Christa, die schon 5 Jahre hier wohnt und dem Einheimischen Sergio. Ich unterhalte mich ein wenig mit den Zweien über meine Pläne und über meine Sorge um Wasser, da es auch auf der Hütte nur kleine Trinkwasserflaschen teuer zu kaufen gibt. Sergio meint, es sei schwer auf dem Weg nach Encomeada, da wo ich hinwollte, Wasser zu finden und Christa überlässt mir Ihr letztes Wasser, da sie bald wieder an einer Quelle vorbeikommen wird. Ich bedanke mich und frage beim Hüttenwirt ob ich meinen Rucksack bei ihm lassen kann während ich zum Gipfel aufsteige. Ich eile also zum Gipfel hoch und genieße die Aussicht. Als ich wieder bei der Hütte ankomme ist die Gruppe schon weg und ich pausiere in Ruhe ohne ständig gefragt zu werden, wie viel mein Rucksack wiegt und ob man einmal probeheben dürfe.

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Einige Wege sind sehr gut beschildert

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Die Schutzhütte am Pico Ruivo

Ausgeruht wandere ich weiter Richtung Westen auf dem Rückgrat der Insel. Leider hat hier im August 2010 ein Waldbrand gewütet und die südlichen Abhänge sind mit verkohlten Baumgerippen übersät, die gespenstisch im böigen Wind knarren. Aber die vulkanischen Felsformationen aus Tuffgestein und senkrechten Basaltwänden machen das fehlende Grünen allemal wett. Der Pfad wechselt einmal auf dem Grad, einmal südlich davon und ein anderes Mal wieder nördlich. Da der Waldbrand nicht über den Grad hinaus in den Norden gelangte, gehe ich abwechselnd durch den Kontrast zwischen grün und schwarz. Auch auf diesem Pfad bringt mich das ständige abwechselnde Auf- und Absteigen ordentlich ins Schwitzen. Umgestürzte Bäume und Geröll machen das Passieren an manchen Stellen zu einer wahren Herausforderung, aber ich kämpfe mich durch. Ich treffe die ersten Menschen auf diesem Weg, zwei Dänen und frage nach dem weiteren Zustand des Weges, wo ich Wasser finden kann und wie es mit Zeltplätzen aussieht. Die Beiden meinen der Weg sei machbar, Wasser gäbe es keines nur Schneereste in schattigen Winkeln und in gut einer Stunde gäbe es einen schönen Zeltplatz. Ca. 10 Minuten später entdecke ich eine kleine Quelle nachdem ich meine Flaschen bereits mit Schnee gefüllt hatte und kann meine Reserven schließlich gänzlich auffüllen. Etwa eine Stunde weiter finde ich tatsächlich einen tollen gemütlichen Schlafplatz und ich schlage mein Lager auf und beginne zu kochen.

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Der vom Waldbrand zerstörte Südhang mit Blick auf den Pico Ruivo

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Basaltische Felsformation

Oberflächenformen Madeiras: Die Inselgruppe Madeira, Porto Santo, Ilhas Desertas und Ilhas Selvagens ist durch einen Hot Spot, einem von tektonischen Platten unabhängigem Anomalien im Erdmantel entstanden. Es dauerte mehrere Millionen Jahre bis das Gebäude auf dem sich die Insel heute erhebt gebildet hat. Die Flanken der Insel fallen bis zu 4000 Meter auf den Ozeangrund ab. Die Insel stieg vor rund 5,2 Millionen Jahren aus dem Ozean, wobei das unterirdische Gerüst der Insel schon in älteren vulkanisch aktiven Phasen gebildet wurde. Heute gilt der Vulkanismus auf der Insel erloschen und ehemalige Vulkankegel sind nur mehr an wenigen Stellen zu finden. Der Rest wurde durch die verschiedensten Arten der Erosion, hauptsächlich durch Wasser abgetragen. Am Ende der ersten heftigen vulkanischen Aktivität ist eine kleine von Korallen umgebene Insel entstanden, deren Reste noch heute am rechten Flussufer in São Vincente zu Tage treten. Danach kam es zu langsameren Ausbrüchen wo Asche, Schlacke und Vulkanbomben mit basaltischer Lava bedeckt wurden. Westlich und östlich der kleinen Insel entstanden neue Vulkanherde die die Insel in die Breite wachsen ließen. Im Westen entstand das Hochplateau von Paul da Serra im Osten Poiso, Santo da Serra und die Halbinsel São Lorenço. Weitere Spannung ließen Risse entstehen die anschließend basaltische Gänge entstanden sind. Nach den vulkanisch aktiven Phasen erodierten Niederschläge die Berge Madeiras und durch die unterschiedliche Widerstandsfähigkeit der Gesteine entstand die heutige Form Madeiras. Nach wie vor verändern Regen- und Schneefälle langsam aber kontinuierlich die Form der Insel. Wie bereits in einem der letzten Artikel erwähnt, kam es im Februar 2010 zu heftigen Niederschlägen, die zahlreiche Erdrutsche auslösten. Die Küste Madeiras ist vorwiegend schroff und steil, die wenigen flachen Bereiche, die ebenso durch gravitative Massenbewegung entstanden sind, sind sogenannte Fajãs. Abgerutschte Erdmaterialien bilden diese (Fajãs) Fächer, die heute zur Kultivierung von Pflanzen genutzt werden.

Quellen: Quintal R. (2008): Levadas und Wege auf Madeira. 3. Auflage. Funchal: Verlag Francisco Ribeiro; de.wikipedia.org/wiki/Regi%C3%A3o_Aut%C3%B3noma_da_Madeira

Der Weg am dritten Tag zum Download für Google Earth wieder als gezipptes kmz-File: madeira-weg-dritter-tag.zip

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Widerstandsfähigere Basaltwand deren Umgebung wegerodiert wurde

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Abendstimmung am Zeltplatz

Eine Reaktion zu “Über das Rückgrat Madeiras Richtung Westen”

  1. Hugo

    Der Beitrag ist zwar schon etwas e4lter, aber ich antworte tztrodem mal.Bei Zwillingen gibt es ja zwei Mf6glichkeiten: entweder eineiige oder zweieiig.Eineiige Zwillinge sind das was du meinst, dabei sind aber nicht zwei Spermien beteiligt sondern nur ein Spermium, das die Eizelle ganz normal befruchtet. Im ganz frfchen Stadium der Entwicklung findet dann zufe4llig eine ungeschlechtliche Fortpflanzung statt, d.h. die Zelle teilt sich und es entstehen zwei selbstste4ndige Lebewesen.Wenn zweieiige Zwillinge entstehen sind wie im Namen enthalten zwei Eizellen vorhanden, d.h. Entweder die Eizelle hat zufe4llig zwei Zellkerne (kann bei der Meiose schon mal vorkommen) oder eine der drei anderen Eizellen, die bei der Meiose entstehen hat fcberlebt’. (zur Erinnerung: Meiose ist die Bildung von Keimzellen. Bei einem Me4nnlichen Lebewesen werden aus einer einzigen Zelle 4 Spermien gewonnen, bei einem weiblichen Lebewesen dagegen ffcr gewf6hnlich nur eine. Die drei anderen reifen nicht vollkommen heran). Bleibt also eine der anderen drei Eizellen hat der Haupteizelle haften, so kf6nnen auch beide Eizellen befruchtet werden.Ich hoffe das beantwortet die Frage KORREKTUR:*Nicht die Zelle teilt sich um ganz frfchen Stadium, sondern die Zygote!Sorry, Tippfehler.

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